This Must Be The Place II
This must be the Place, aber was für ein Ort eigentlich?
Der gleichnamige Song der amerikanischen Rockband Talking Heads aus dem Jahr 1983 ist ein Liebeslied. Ein Liebeslied ohne narrative Geschichte, ohne märchenhafte Erzählung. Fragmentarisch werden Situationen, Handlungen und Gefühle beschrieben. Weder zeitlich noch örtlich festgelegt, ohne Anspruch auf absolute Wahrheit.
Bereits im Sommer eröffnete unter diesem Titel die aktuelle Skulpturenausstellung im Garten der Villa Schöningen in Kooperation mit der Galerie Ruttowski;68. Nun folgt vom 17. September bis 28. November 2021 eine ergänzende Ausstellung in den Innenräumen des Hauses. Während die Skulpturen im Garten alle innerhalb der letzten Jahre oder sogar Monate entstanden sind, teilweise in direktem Bezug zum Garten, stammen die nun präsentierten Werke der 28 Künstler*innen aus einem größeren Zeitraum von 100 Jahren.
So wie die gezeigte Malerei von Rudolf Schlichter aus dem Jahr 1917 Zerrissene Welt (Abstraktion), die einzelne, fast schon zerrissene Körperteile mit abstrakten Formen vermengt. Kunstwerke wie das von Schlichter sind einerseits Dokumente ihrer Zeit, auf der anderen Seite enthalten sie einen Aktualitätsbezug über das vergangene Jahrhundert hinweg. Die Brutalität und formale Spaltung innerhalb seiner Malerei spiegelt damals wie heute eine gesellschaftliche Zerrissenheit wider. Oder Fabian Treibers Werk Long Time Incident aus dem Jahr 2021, das sich mit dem Sujet des Interieur nicht mit der reinen Darstellung eines konkreten Ortes, sondern mit motivischen und typologischen Verweisen auseinandersetzt und somit Raum für Erinnertes und Zukünftiges lässt.
Nicht ein Gebäude oder die geografische Lage, sondern die Gesellschaft, der politische Umstand, der Mensch gestaltet, welche Art Ort entsteht. Wie die Villa Schöningen – einst vom preußischen König beauftragt, in der DDR als Kinderwochenheim und schließlich seit 2009 als Ausstellungsort genutzt.
In der aktuellen Ausstellung der Villa verweisen die Kunstwerke auf einzelne Momente, Themen und Emotionen und erzielen, gerade ohne Anspruch auf Absolutheit, etwas zeitloses, universelles. So wie der Sänger der Talking Heads, der im Song nach dem Ort sucht, den er zuhause nennen kann – und feststellt, dass er ihn eigentlich schon gefunden hat:
Home, is where I want to be
But I guess I’m already there