14.06.10—02.10.10
Vergangene Ausstellung

Skulpturengarten

Berlin, seine herausragende Kunst- und Galerieszene hat in den letzten Jahren gezeigt, mit welcher Kraft und faszinierenden Vielfalt in dieser Metropole die zeitgenössische Kunst Raum vereinnahmen, Aufmerksamkeit generieren und Wirkung entfalten kann. Die einzigartige und identitätsstiftende Position, die mittlerweile den zahlreichen Künstlern in der deutschen Bundeshauptstadt zukommt – ihnen möglicherweise sogar aufgedrängt wird – ist prägend für das gesamte urbane Geflecht.

Potsdam, die Nachbarstadt der Schlösser und Gärten, ist offizielles Weltkulturerbe, Zeitgenössische Kunst spielt hier eine untergeordnete, vielleicht sogar keine Rolle. Für so manchen ist das eventuell gar ein Segen. Nun soll in und um die Potsdamer Villa Schöningen, einem zentralen Ort, der wie wenige andere nicht nur einen wechselhaften Abschnitt deutscher Geschichte in sich birgt, sondern auch vom Wandel der Zeit und den sich darauf ergebenden Möglichkeiten spricht, die zeitgenössische Kunst ebenfalls ein Element der Identität werden. Manche mögen sich fragen, ob zeitgenössische Kunst in Potsdam, inmitten der historischen Anlagen, überhaupt sein muss. Die Notwendigkeit, dies vehement zu bejahen und auch entsprechend zu handeln ergibt sich aber schon allein aus eben diesen besonderen Identitäten des Orts und seiner Entwicklung. Die Villa Schöningen soll, das ist das dezidierte Ziel, nicht nur ein Haus der Erinnerung, sondern auch ein fröhlicher Ort der Freiheit sein, nicht nur ein Raum der Geschichte, sondern auch der Gegenwart.

Für Künstler stellt dies sicherlich eine hochinteressante Ausstellungsmöglichkeit dar. Denn wie oft biete sich die Chance, inmitten eines Weltkulturerbes, inmitten eines Ensembles der konzeptionellen Gesamtästhetik, inmitten einer romantischen Schlösser- und Gartenlandschaft einen Ort auch für zeitgenössische Kunst vorzufinden? Der Garten den Villa Schöningen ist insofern eine räumliche Gegebenheit mit zahlreichen historischen Konnotationen, aber auch mit Potential für Wirkung und die Freiheit der Entfaltung – ein außergewöhnlicher Sockel für zeitgenössische Kunst.

Der besondere Vorteil der Situation liegt aber noch ganz woanders. Es ist die Freiheit, ja sogar Nonchalance, die die spezifische Struktur bietet. Die Eigentümer des „Hauses“, denen man in ihrem beruflichen Umfeld einen gewissen Hang zur Führung und Kontrolle nachsagt, wollen in der Villa Schöningen der Kunst freien Lauf lassen und sind offensichtlich mit außerordentlicher Begeisterungsfähigkeit für nahezu jedes Experiment zu haben. Mit der reichlich rudimentären Intention, dass auch im Garten der historischen Villa zeitgenössische Kunst ihren Platz haben soll, dass diese den Ort insofern grundlegend mitprägen muss, überließen sie das weitere Handeln der Energie der Galerien und Künstler. In einer derart spontanen und sich frei entwickelnden Aktivität wurde gemeinsam in kürzester Zeit ein erstes Skulpturenensemble zusammengestellt. In wenigen Wochen kam so im Rahmen eines „gruppendynamischen“ Prozesses, der primär vom enthusiastischen Engagement und dem Augenmerk der Künstler geprägt wurde, ein Ensemble besonderer Arbeiten zusammen, die nun den Garten der Villa Schöningen für einige Zeit in Besitz nehmen.

Die beiden Betreiber der Villa Schöningen haben diesen Ort durch mäzenatisches Handeln gerettet, wieder aufgebaut und nun machen sie daraus ein Experiment, vielleicht – in Bezug auf die offene Handlungsweise – auch eines mit sich selbst. Öffentliche Aufmerksamkeit haben beide wahrlich genug, agieren sie doch im normalen Leben an sehr exponierter Stelle in der Medien- und Finanzwelt. Umso weniger geht es ihnen im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements für dieses Museum um persönliche Anerkennung oder sozialen Status. Vielmehr ist es die Intention der Villa Schöningen, Bewegung, Entwicklung, Freude und Inspiration an diesem neuralgischen Punkt der deutschen Geschichte hervorzurufen. Auch der Garten dieses historischen Orts soll einer der Öffentlichkeit sein, kein hortus conclusus, sondern ein expandierendes Feld der Möglichkeiten, das es weiter zu entwickeln gilt. Eigentümer der Villa Schöningen sind zwei außerordentlich engagierte Bürger, Besitzer der Villa Schöningen ist die Öffentlichkeit – und nun auch die Kunst.

Max Hollein

Stoff. Textil und der weibliche Akt

Aktuelle Ausstellung

Die Ausstellung betrachtet die Darstellungstradition des weiblichen Akts in Verbindung mit dem künstlerischen Abbilden von Textilien. Kleidung, Stoffe und Draperien in den Werken, sei es in historischen Gemälden oder zeitgenössischen Fotografien, prägen bis heute die Darstellung des weiblichen Körpers – und betonen, verbergen oder zensieren gar die Nacktheit. Mit Werken u.A. von Lucas Cranach, Rembrandt, Paula Modersohn-Becker, Cindy Sherman.

Zudem wird auch eine Installation der Künstlerin Sophie Utikal im historischen Park der Villa Schöningen gezeigt.

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