Das Leben im Todesstreifen
Meine Videoinstallation „Das Leben im Todesstreifen“ ist ein dreidimensionales Filmkonzept, das die Betrachter physisch betreten können. Anders als im herkömmlichen 3-D Kino, das durch Brillen oder sonstige Hilfsmittel passiven Zuschauern eine räumliche Realität suggeriert, können sie sich hier selbst durch das Zimmer bewegen und aktiv Zusammenhänge erstellen.
Thematisch hat mich fasziniert, dass im Todesstreifen der Berliner Mauer Menschen dazu gezwungen wurden, einer alltäglichen, bewaffneten Arbeit nachzugehen, während die Welt tatenlos zuschaute.
Auf Westberliner Seite ermöglichten Aussichtsplattformen Blicke in die Maueranlagen. Touristen konnten von ihnen aus sicherer Entfernung, wie auf einen Tiger im Zoo, Blicke auf die potentiell lebensgefährliche andere Seite werfen. Hier wurden die Mauervideos gedreht.
Der Kontrast zwischen unserer gemütlichen Bequemlichkeit und einer mörderischen Realität, die scheinbar zu einer anderen Welt gehört, ist zeitlos und seit Jahrtausenden Teil menschlichen Lebens. Erst wenn er in der Vergangenheit liegt, beginnen wir langsam, ihn zu erkennen, meist im festen Glauben, etwas erkannt zu haben.
Stefan Roloff