26.03.15—26.07.15
Vergangene Ausstellung

Markus Lüpertz

Die Villa Schöningen präsentiert vom 26. März bis zum 27. Juli 2015 eine Ausstellung des deutschen Künstlers Markus Lüpertz (*1941). Die Werkschau mit über 60 Gemälden und sieben Skulpturen veranschaulicht den künstlerischen Werdegang von Markus Lüpertz von 1966 bis 2014.

Anfang der 1960er Jahre hob sich Markus Lüpertz mit seiner dynamisch-figurativen Malerei kraftvoll von der informellen Malerei Nachkriegsdeutschlands ab. Vor allem mit seinen „dithyrambischen“ Werken positionierte sich Lüpertz als einer der an der Neuausrichtung der deutschen Malerei arbeitenden Künstler: Mit dithyrambisch (Dithyrambos = Loblied auf den griechischen Gott Dionysos) unterstreicht Lüpertz den sinnlichen Anspruch an seine Malerei, aber auch den Willen zur Erneuerung. Wie wichtig ihm dieser Aspekt war, zeigt sich auch darin, dass die Arbeiten dieser Jahre das Wort im Titel führen (z.B. Baumstamm – dithyrambisch“, 1966; „Deutsches Motiv – dithyrambisch“, 1972).

In Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte wagte Lüpertz als erster nach Beuys in den 1970er Jahren symbolträchtige Motive wie Stahlhelme, Wehrmachtsmützen und von den Nazis mißbrauchte Embleme in großen Formaten und weist damit auf unbewältigte Vergangenheit hin.

Zu Lüpertz’ bekanntesten Werken gehört die Bildfolge „Männer ohne Frauen. Parsival“ (1994), deren Titel einen Bezug zu Ernest Hemingways Kurzgeschichten und Wagners Oper „Parsifal“ herstellt.

Zentrales Motiv dieser Serie ist das Antlitz in seiner allgemeinsten Form, denn den Motiven ist nichts Portraithaftes und Abbildhaftes eigen. Sie entwickeln sich erst durch den Farbauftrag des Malers. Hemingways Geschichten handeln von Männern, welche die Herausforderung suchen, der sie sich selbstbehauptend stellen, doch letztlich daran scheitern. Auch ihre Beziehung zu Frauen, die ihnen fremd bleiben, scheitert durch die Unmöglichkeit wirklichen Verstehens. Dem entgegen glorifiziert die Legende von Parsifal sexuelle Enthaltsamkeit zugunsten göttlicher Erfüllung. Diese Referenzen stehen für zwei unterschiedliche Lebensentwürfe, zwischen denen sich Lüpertz in dieser Serie wie zwischen zwei entgegengesetzten Polen bewegt.

Die griechische Mythologie ist seit Jahren eine der Hauptinspirationsquellen in der Kunst von Markus Lüpertz. Bis heute dauert seine Auseinandersetzung mit Themen der klassischen Antike an. Seine „Drei Grazien von 1984 (Öl auf Leinwand) und die farbig gefasste Bronzeplastik „3 Grazien“ (2000), die in der Villa Schöningen gezeigt werden, zeichnen sich durch Abweichung vom klassischen Schönheitsideal aus und bilden in ihrer Darstellungsweise eine Neuinterpretation des Themas, das sich durch alle Jahrhunderte der Kunstgeschichte zieht.

Auch in den sechs Werken der Reihe „Rückenakte“ setzt sich der Künstler mit einem klassischen Thema der bildenden Kunst auseinander. Für Lüpertz ist dieses Motiv jedoch nur der Ausgangspunkt, um sich und die Malerei herauszufordern. Gewohnte Erwartungs- und Betrachtungsebenen werden nicht einfach bedient, sondern in Frage gestellt. Die Rückenakte zeigen nur Fragmente des Körpers. Die Figur wird aus ihrem gewohnten Bedeutungszusammenhang gerissen, und es erschließen sich somit neue Wahrnehmungsebenen. Der Körper dient lediglich als Form, die Markus Lüpertz benutzt, um seine kraftvolle, impulsive, rhythmische Malerei zu komponieren.

Markus Lüpertz, einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart, wurde 1941 im böhmischen Liberec geboren. Nach der Flucht seiner Familie in den Westen studierte er später an der Werkkunstschule in Krefeld und der Kunstakademie in Düsseldorf. Von 1988 bis 2009 war er Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. Ihm wurden der Villa-Romana-Preis, der Preis des Deutschen Kritikerverbandes sowie der Julio-Gonzalez-Preis verliehen.

Markus Lüpertz’ Werk wird weltweit gezeigt, so u. a. in Einzelausstellungen der Albertina in Wien, des Stedelijk Museum in Amsterdam, des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid, des Beijing Art Museum of Imperial City in Peking und des Museum Ludwig in Köln. Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn widmete ihm 2009 eine umfangreiche Retrospektive.

Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.

Stoff. Textil und der weibliche Akt

Aktuelle Ausstellung

Die Ausstellung betrachtet die Darstellungstradition des weiblichen Akts in Verbindung mit dem künstlerischen Abbilden von Textilien. Kleidung, Stoffe und Draperien in den Werken, sei es in historischen Gemälden oder zeitgenössischen Fotografien, prägen bis heute die Darstellung des weiblichen Körpers – und betonen, verbergen oder zensieren gar die Nacktheit. Mit Werken u.A. von Lucas Cranach, Rembrandt, Paula Modersohn-Becker, Cindy Sherman.

Zudem wird auch eine Installation der Künstlerin Sophie Utikal im historischen Park der Villa Schöningen gezeigt.

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