Interventionen zu 35 Jahre Mauerfall
Die Veranstaltungsreihe „Interventionen zu 35 Jahre Mauerfall“ in der Villa Schöningen in Potsdam verbindet Kunst, Geschichte und Erinnerungskultur an einem der bedeutendsten historischen Orte der deutschen Teilung. Die Villa, direkt an der Glienicker Brücke gelegen, war zu Zeiten des Kalten Krieges Schauplatz von Spionageaustauschen und Symbol für die Teilung Deutschlands. Heute bietet sie Raum für Kunst und Reflexion über diese geschichtlichen Ereignisse.
Im Rahmen der „Interventionen“ erwartet die Besuchenden ein abwechslungsreiches Programm, das historische Führungen, künstlerische Installationen und interaktive Formate umfasst. Den Auftakt macht eine historische Führung von Kerstin Zarbock, die Einblicke in die Bedeutung der Villa während der DDR und den Kalten Krieg gibt. Sie erklärt die Rolle der Glienicker Brücke als Schauplatz von Spionageaustauschen und beleuchtet die politischen Spannungen dieser Zeit.
Künstlerische Interventionen spielen eine zentrale Rolle bei den Veranstaltungen. Künstler Eric Meier, dessen Installation „Spirit“ in der Villa präsentiert wird, reflektiert über die Nachwirkungen der DDR auf individuelle und familiäre Dynamiken. Zusammen mit Galerist Judy Lybke, einer Schlüsselfigur der ostdeutschen Kunstszene, wird er im Künstlergespräch die Veränderungen in der Kunstwelt nach dem Mauerfall diskutieren.
Künstlerin Marie Jeschke schwimmt Fluchtwege aus der DDR nach und hält diese auf Leinwand fest. Einen dieser Wege schwamm sie im Sommer 2024 bei der Glienicker Brücke nach. Im Gespräch mit Historikerin Dr. Jenny Linek wird die künstlerische Auseinandersetzung Jeschkes mit der DDR-Geschichte um wissenschaftliche Perspektiven ergänzt. Dr. Linek, die an der Universität Greifswald tätig ist und sich unter anderem mit der Aufarbeitung von Todesfällen bei Fluchtversuchen über die Ostsee beschäftigt, beleuchtet historische Aspekte der Flucht und deren biografische Auswirkungen.
Ein besonderes Highlight ist die kreative Session des Künstlerduos Drawsome Potsdam, das Jung und Alt einlädt, sich künstlerisch mit der Wiedervereinigung auseinanderzusetzen. Diese partizipative Kunstveranstaltung ermöglicht es den Teilnehmenden, eigene Erfahrungen und Gedanken zur Wiedervereinigung durch kreative Ausdrucksformen darzustellen.
Abgerundet wird das Programm durch Stefan Roloffs multimediale feste Installation „Das Leben im Todesstreifen“ in der Villa Schöningen, die das Leben entlang der Berliner Mauer thematisiert. Roloff führt die Besuchenden persönlich durch seine Arbeit und geht im Gespräch auf seine individuellen Erfahrungen als Künstler zur Zeit der Wende ein.
Auch die literarische Auseinandersetzung mit der Zeit vor und nach 1989 findet Raum: Die Potsdamer Autorin Christine Anlauff liest aus ihrem autobiografisch inspirierten Roman „Good Morning Lehnitz“, der die Herausforderungen und Hoffnungen junger Menschen während der Wendezeit beleuchtet. Ebenfalls gibt sie Einblick in ihr Werk „Frühlingsschimmern“, das in der Zeit vor dem Mauerfall in Potsdam spielt.
Diese vielfältigen Formate bieten die Gelegenheit, die deutsche Wiedervereinigung sowohl auf intellektueller als auch emotionaler Ebene zu erleben und zu reflektieren. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen beträgt 10 € (ermäßigt 8 €) und inkludiert ein Ticket zu der aktuellen Ausstellung „Stoff. Textil und der weibliche Akt“ in der Villa Schöningen. Da die Teilnehmendenanzahl für die jeweiligen Veranstaltungen begrenzt ist, bitten wir um eine frühzeitige Anmeldung unter info@villa-schoeningen.de.