A life for Moments
Vom 9. August bis zum 9. September 2018 zeigt die Villa Schöningen die Ausstellung A Life for Moments mit 120 Fotos des 95-jährigen New Yorker Fotografen Tony Vaccaro. Er ist der letzte lebende bedeutende Foto-Chronist des II. Weltkrieges und der deutschen Nachkriegszeit.
Später arbeitete er für die großen Magazine Life, Look und Flair. Seine Mode- und Porträtaufnahmen gingen um die Welt. Die Fotostorys waren damals Ereignisse, die Fotojournalisten die Story-Teller ihrer Zeit. Vaccaro war einer der brillantesten unter ihnen, einer der letzten großen Magier des „Goldenen Zeitalters der Fotografie“.
Ein Leben fixiert auf den entscheidenden, flüchtigen Moment, den es festzuhalten galt. Lebensnah, vertraut, intim. Nicht nur dabei sein, sondern mitten im Geschehen – so machte Vaccaro seine Fotos. Zehntausende dieser fotografischen Augenblicke zählt sein Leben.
Es ist die Professionalität, die Haltung und das künstlerische Vermögen des Fotojournalisten, den authentischen und den magischen Moment gleichzeitig zu erfassen, der aus einem Foto eine einmalige, eindringliche Story macht. Ein aufmerksames, ein nach Geschichten hungriges Millionenpublikum hat auf sie gewartet, sie Monat für Monat in sich eingesogen.
Mit Vaccaros Augen sah man Picasso, Max Ernst und Georgia O’Keeffe. Peggy Guggenheim, Grace Kelly und Sophia Loren, John F. Kennedy, Maria Callas und Frank Lloyd Wright.
Bilder von ungebrochener Wirkungskraft, Ikonen des Fotojournalismus, Momentaufnahmen ganzer Generationen, die heute, in der Zeit der schnellen Fotos, der Selfies, des Internets und seiner Flut an Informationen und Bildern, umso intensiver in ihrem eigenen Stil und Geist wirken.
Vaccaros außergewöhnliche Karriere als Fotojournalist begann 1944 am Strand von Omaha Beach in der Normandie als Soldat der 83. Infanteriedivision. D-Day hieß für ihn: In der einen Hand ein M1-Sturmgewehr in der anderen seine Argus C-3 Kamera. Auf dem Weg quer durch Europa machte er tausende Fotos, eine einmalige Dokumentation des Lebens und Sterbens im II. Weltkrieg.
Bis 1949 blieb Vaccaro in Europa. Als Fotograf für The Stars and Stripes, die Zeitung der US-Army, wurde er zum Chronist der Nachkriegszeit, der ersten Friedensjahre, besonders des zerstörten und langsam wieder Hoffnung schöpfenden Deutschlands. In seiner prägnanten Sicht auf die „Stunde Null“ dokumentierte er deutsche Kulturgeschichte bis zur Gründung der Bundesrepublik in all ihren Facetten. Immer wieder zog es Vaccaro nach dem Krieg auch in seine zweite Heimat Italien. Hier lebte er von 1925–39, hier kamen seine Eltern her. Es entstanden außergewöhnliche Fotos, La Mia Italia, ganz im Geist des Neorealismus.
Mit der Rückkehr in die USA startete Vaccaro in New York seine dritte Karriere, als Fashion- und Porträt-Fotograf. Drei Jahrzehnte füllten seine Foto-Storys die großen Glamour-Zeitschriften und Magazine. In den Fotos über die Twin Towers seiner Heimatstadt New York schließt sich für Vaccaro auch ein Kreis. Die ersten Aufnahmen entstanden schon in der Planungsphase des World Trade Centers, seine letzten Aufnahmen am 11. September 2001 als die Zwillingstürme in Flammen aufgingen. Über ein halbes Jahrhundert, nachdem er schon einmal den Krieg dokumentierte, hielt er wieder Bilder der Zerstörung fest.
Tony Vaccaro wird beim großen Sommerfest am 2. September in der Villa Schöningen selbst anwesend sein. Am gleichen Tag wird der Dokumentarfilm zur Ausstellung über Tony Vaccaros Lebenswerk in der Villa Schöningen gezeigt, der ebenfalls an diesem Tag im rbb ausgestrahlt wird.